Meldung vom 12.10.2007 

Liebe zum Kultauto eint alle

60.000 Besucher an drei Tagen beim Bulli-Treffen in Hannover

"Es ist ein so wunderschönes Auto", bekannte sich Gitarrenlegende Pete Townshend beim Konzert von The Who vor 44.000 Zuschauern zum VW-Transporter. Das kam gut an auf dem Internationalen VW-Bus-Treffen. Die Kultband und die Bulli-Fans eint die alte Liebe zum Bulli. Aber es gab nicht nur alte Lieben, sondern auch neue bei dem Treffen auf dem Messegelände in Hannover.

Und - zumindest eine von ihnen - hätte es ohne den VW-Bus nie gegeben. Er heißt Bernd und erblickte 1963 in Hannover das Licht der automobilen Welt. Bulli Bernd hatte schon einige Kilometer auf dem Tacho, als sein derzeitiger Besitzer 1985 in Twistringen geboren wurde. Für Ingmar Denker war es Liebe auf den ersten Blick, als er beim Renovieren eines Zimmers ein Poster mit einem VW-Bus fand. Für den Schreiner aus Twistringen war ein Star geboren. 2002 wurde aus dem Traum ein echtes Auto. Ingmar entdeckte Bernd und restaurierte den Wagen drei lange Jahre. Was er da noch nicht wusste: Bernd würde ihn nicht nur zuverlässig von einem Ort zum anderen bringen, sondern auch in sein privates Glück chauffieren. Und das heißt Sandra Bäcker. Die beiden reisten frisch verliebt zum Treff auf dem Messegelände.

Kennen gelernt hatten sie sich über ein Internetforum: "Ich habe dort geschrieben, dass ich ein Bulli-Fan bin", erzählt die 19-Jährige. Das war Ingmar Denker nicht entgangen. Er mailte seiner Sandra und nur zwei Wochen später waren sie ein Paar. Händchenhaltend schlenderten sie durch die langen Bulli-Reihen und waren Teil des großen Festes. "Ganz großartig", fanden sie es. "Ob jung und alt. Das hier ist eine echte Gemeinschaft." Und wen die meisten auch nicht mit einer neuen Liebe beim Treffen waren, die alte Liebe zum Kultauto einte sie alle - ob jung oder alt. Allerdings können nicht alle so weit in die Zukunft planen wie das junge Paar aus Twistringen. Die sind sich sicher: "Zum 100. Bulli- Geburtstag sind wir wieder dabei." Vielleicht bringen sie dann ja eine neue Generation von Fans des Kultautos mit.

Wer beim 100. Geburtstag zum Konzert aufspielen wird, ist noch unklar. Klar war dagegen beim Treffen 2007, dass es The Who noch immer können, auch wenn die Herren in die Jahre gekommen sind. Roger Daltrey lässt immer noch das Mikrofon an der Schnur kreisen und Pete Townshend spielt die Gitarre weiterhin mit diesem windmühlenartigen Armschwung. Man kann sich eben verlassen auf The Who. Und das eint sie mit dem Bulli. Längst hat das Fahrzeug automobile Geschichte geschrieben. Wenn der Käfer für die Mobilität stand, war der Bulli der Lieferwagen des Wirtschaftswunders. Und ein Wunder ist er auch noch heute. Anlässlich des Internationalen VW-Bustreffens fragte die Zeitschrift Stern ihre Leser. "Können Sie den Bulli-Kult verstehen?" Die Antwort war mehr als deutlich: 96 Prozent stimmten mit ja. Und so ist der Transporter etwas, das er immer war: Einer für alle. Für den Hippie und den Handwerker, den Bürger und den Bürgerschreck, für Frischverliebte und Familien. Kult eben.