Meldung vom 16.04.2008 

ACE will gegen Blinkmuffel zu Felde ziehen

Wir machen keine Jagd auf den "gemeinen Blinkmuffel", beteuert der ACE Auto Club Europa. Dennoch will der Club aus Gründen der Unfallverhütung jetzt im Rahmen einer bundesweiten Untersuchung genauer erforschen, welch gefährlich hohen Verbreitungsgrad der Blinkverweigerer erreicht hat.

Die Polizei weiß vom nachlässigen Umgang mit dem so genannten Fahrtrichtungsanzeiger, doch sie geht nicht dagegen vor, hat der Club in Erfahrung gebracht. Mit seiner am Dienstag in Stuttgart gestarteten Aktion "Dem Blinkmuffel keine Chance" will der ACE nach den Worten von Projektleiter Bruno Merz aber "nicht die Ordnungshüter ersetzen", sondern vor allem gute Stimmung für mehr Verkehrssicherheit verbreiten. Fahrlässiges Fehlverhalten im Straßenverkehr verursache immer mehr Ärger, winken und blinken hingegen fördere die Partnerschaft: "Wir machen die Aufklärungs- und Sympathiekampagne freilich auch, weil immer mehr Automobilisten fälschlicherweise annehmen, es sei ungefährlich oder unnötig, beim Wechsel der Fahrtrichtung oder beim Verlassen des Kreisverkehrs den Blinker zu setzen."

Merz warnte, Blinkmuffelriskierten bei einem Unfall immer in Mithaftung genommen zu werden. Wer beispielsweise keinen Blinker beim Linksabbiegen setze, müsse in der Regel zu 100 Prozent für die Folgen eines Unfalls einstehen. Laut ACE passierten 2006 mehr als 67.000 Unfälle mit Personenschäden alleine wegen Fehler beim Überholen und Abbiegen sowie beim An- und Einfahren. Zu den typischen Verhaltensfehlern in diesen Situationen gehöre auch die Missachtung von Gebotsvorschriften der Straßenverkehrsordnung (StVO), denen zufolge der Blinker zu betätigen ist.

Blinkmuffel im Polizeidienst - Verzicht auf 10 Euro Verwarnungsgeld
Nach Beobachtungen des ACE verfolgt die Polizei die Ausbreitung der Blinkmuffel eher mit Desinteresse. Bei einer gut einstündigen stichprobenartigen Verkehrsbeobachtung in Stuttgart sind die Ordnungshüter sogar selbst ins Visier der ACE-Inspektoren geraten: Vier von fünf Streifenwagenbesatzungen hätten auf einer links abbiegenden Vorfahrtstraße vorschriftswidrig den Blinker nicht betätigt. Diesem schlechten Beispiel folgten an der selben Stelle insgesamt 2369 Fahrer (90,24 Prozent) von Pkw, Kleintransportern, Bussen und Lkw, stellte der ACE während der Zählung fest.


Aus einer bundesweiten Umfrage des ACE bei den Innenministerien der Länder beziehungsweise den Landespolizeipräsidien sowie weiteren 27 Polizeidirektionen geht ferner hervor, dass in Deutschland bis auf wenige Ausnahmen überhaupt keine Verwarnungsgelder wegen Nichtbetätigung des Blinkers erhoben werden; bei Zuwiderhandlung wären von Rechts wegen zehn Euro fällig.

Es gibt auch keinerlei systematische polizeiliche Erhebungen. Lediglich der Stadtstaat Bremen erteilte nach ACE-Angaben im Jahr 2006 insgesamt 16 schriftliche Verwarnungen, als Fahrzeugführer abgebogen sind, ohne die Fahrtrichtung rechtzeitig und deutlich anzukündigen. Der ACE will bis Ende Mai im Bereich von Kreuzungen, Kreisverkehren und abbiegenden Vorfahrtsstraßen mittels Zählungen erkunden, wie hoch der Anteil der Nicht-Blinker ist.

Für die Studie schickt der ACE rund 1.500 seiner ehrenamtlichen Helfer auf die Straßen.

Das runde ACE-Kampagnelogo für die Autoheckscheibe zeigt einen Blinkmuffel als kleinen grünen aufgeblasenen Wüstling. "Wir mögen den Kerl, wollen ihm aber dennoch keine Chance mehr lassen", sagen die Clubaktivisten vom ACE.