Meldung vom 20.04.2016 

„Schlagloch-Sheriff“ zieht Bilanz

Ein Schlagloch kommt selten allein…

15.000 beseitigte Schlaglöcher in knapp acht Jahren. Das ist die stolze Bilanz von Harald Kraus, „Schlagloch-Sheriff“ beim ACE Auto Club Europa. Die Zahlen illustrieren, wie schlecht es um die Straßen in Deutschland tatsächlich bestellt ist. Der Grund: Jahrelang wurde zu wenig Geld in den Erhalt der Verkehrswege investiert. Weil Kraus jedoch noch lange nicht genug hat, ruft er alle Verkehrsteilnehmer auf, weiter fleißig Straßenschäden zu melden.
 
Im Jahr 2005 hat der ACE die bundesweite Club-Aktion Schlagloch gestartet, seit 2008 gibt es den Schlagloch-Meldedienst, den Kraus ehrenamtlich betreut. Seitdem hat er mehr als 3000 Einzelmeldungen aus dem gesamten Bundesgebiet bearbeitet. „Dort, wo ein Schlagloch ist, sind meistens noch viele weitere. Deshalb gehe ich davon aus, dass durch unseren Meldedienst seit 2008 rund 15.000 Schlaglöcher beseitigt werden konnten“, zeigt sich Kraus mit dem Ergebnis zufrieden. Die Auswertung der Rückmeldungen habe ergeben, dass über 70 Prozent der Beanstandungen zu einer Beseitigung des Straßenschadens führten. Trotz dieser Erfolgsmeldung ist für Kraus und den ACE keine Rettung in Sicht: Obwohl die vergangenen Winter mild waren, sehen auch in diesem Frühjahr vielerorts die Straßen wieder aus wie eine Buckelpiste. Ein deutliches Zeichen für den gigantischen Sanierungsbedarf der deutschlandweit besteht, um die Straßen-Infrastruktur flächendeckend verkehrssicher zu machen.
 
NRW mit meisten Schadensmeldungen
 
Die meisten Schadensmeldungen registrierte der ACE-Schlaglochmeldedienst aus Nordrhein-Westfalen. Das Bundesland mit der größten Einwohnerzahl nimmt mit fast 28 Prozent auch bei den Schadensmeldungen die Spitzenstellung ein. Auf Platz zwei folgt Baden-Württemberg, dessen Verkehrsteilnehmer knapp 18 Prozent aller erfassten Schäden gemeldet haben. Niedersachsen und Bayern befinden sich mit 10,5 und 9,5 Prozent auf Platz 3 und 4.
 
Bezogen auf den Anteil am Streckennetz liegen jedoch die beiden Stadtstaaten Hamburg und Berlin an der Spitze. Die beiden Städte haben einen Anteil von weniger als 1 Prozent am Streckennetz (HH 0,6 %; B ca. 0,8 %), jedoch kamen jeweils mehr als 4 Prozent der  Meldungen aus den Städten (HH 4,5 %, B 4,3 %).
Nicht jede Meldung hat allerdings zur Folge, dass der zuständige Straßenlastträger unverzüglich eine Reparatur veranlasst. 20 Prozent der Meldungen blieben ohne Erfolg; das heißt, dass der Schaden nach wie vor vorhanden ist. „Zwar registrieren wir überwiegend ein sehr kooperatives Verhalten der Straßenbaubehörden, doch diese Zahl zeigt, dass noch ein erhebliches Verbesserungspotenzial vorhanden ist“, erklärt Kraus. Wenn nach der Meldung nichts geschähe, riskiere die zuständige Stelle im Falle eines Schadens Regressansprüche und gefährde fahrlässig die Verkehrssicherheit.
 
So funktioniert die Schlaglochzentrale
 
Die Schlaglochzentrale des ACE funktioniert erdenklich einfach: auf der Internetseite http://www.ace-online.de/schlaglochmelder befindet sich ein Formular, in das die erforderlichen Daten eines Straßenschadens eingetragen werden können. Diese Meldung läuft auf dem PC des „Schlagloch-Sheriffs“ Harald Kraus auf, der die Bearbeitung ehrenamtlich für den ACE übernommen hat. Er ermittelt den zuständigen Straßenlastträger, dem er per Mail eine Schadensmeldung schickt und auffordert, den Schaden umgehend zu beheben. Nach ein paar Wochen startet Kraus bei den Meldern eine Rückfrage, ob der Schaden behoben wurde oder noch vorhanden ist. Die Melder bleiben dabei anonym. Gelegentlich wird auch eine „Mahnung“ an die zuständige Stelle geschickt oder zusammen mit den Meldern entschieden, ob zusätzlicher Druck durch örtliche Öffentlichkeitsarbeit aufgebaut werden kann. Ein Kernproblem ist nach Kraus‘ Erfahrungen, dass sehr häufig zur Beseitigung des Schadens nur Kaltasphalt verwendet wird, sodass die Reparatur nicht wirklich nachhaltig ist und die Schlaglöcher nach relativ kurzer Zeit wieder aufbrechen können.
 
Das Straßennetz der Bundesrepublik umfasst insgesamt 687.484 km, davon sind 12.949 km Autobahnen, 38.937 km Bundesstraßen, 86.277 km Landesstraßen und 91.950 km Kreisstraßen. Den Löwenanteil am Straßennetz (66,5 %) unterhalten jedoch die Städte und Gemeinden mit 457.371 Kilometern. „Die Kommunen haben offenkundig die größten Probleme, ihre strapazierten Straßen in verkehrssicherem Zustand zu halten“, so der ACE. „Wenn es ihnen nicht gelingt, den Straßenunterhalt mit einer höheren Priorität zu versehen, werden Probleme ungekannten Ausmaßes auf sie zukommen“, fügt Schlagloch-Sheriff Kraus an. „Dort findet auch ein gigantischer Vermögensverlust statt, wenn große Teile des Straßennetzes zusehends verfallen“, stellt Kraus fest.