Meldung vom 21.12.2006 

Bei Wildwechsel runter vom Gas

Jedes Jahr kracht es rund 210.000 mal, wenn ein Wildtier in ein Auto läuft. Im Jahr 2005 wurden dabei 2.700 Autoinsassen verletzt, 14 sogar getötet. Wie gefährlich ein Wildunfall mit dem Auto werden kann, hat DEKRA jetzt in einer spektakulären Versuchsreihe untersucht.

Dabei setzten die Sachverständigen erstmals Dummies von Reh, Damhirsch und Wildschwein in Originalform, -größe und -gewicht ein. Bereits bei Tempo 50 entstanden bei Zusammenstößen gängiger Pkw mit den 25 bis 90 Kilo schweren Tierattrappen Schäden von mehreren Tausend Euro bis hin zum Totalschaden.

Für die Insassen richtig gefährlich werden kann es bei Kollisionen mit größeren Tieren, deren Schwerpunkt höher liegt, wie etwa bei Hirschen. So wurde beim Crash mit 50 km/h der 70 Kilo schwere Hirschdummy vor dem Auto auf Höhe der Windschutzscheibe geschleudert. Bei sehr hohen Geschwindigkeiten kann ein solches Tier im Extremfall durch die Scheibe in den Innenraum geschleudert werden und die Insassen schwer verletzen.

Die Sachverständigen raten daher dringend, auf Strecken, die mit Verkehrszeichen für Wildwechsel gekennzeichnet sind, langsamer zu fahren. Vor allem morgens und abends ist verstärkt mit Wildtieren zu rechnen. Ein erhöhtes Wildunfallrisiko stellen Wildhüter
insbesondere in den Wochen nach der Zeitumstellung fest. Häufig kommen sich dabei irritierte Wildtiere mit Berufspendlern ins Gehege.

Gerät ein Tier in den Leuchtkegel der Scheinwerfer, sollte man sofort abbremsen und das Licht abblenden, ggf. durch Hupen versuchen das Tier zu verscheuchen, rät DEKRA. Springt es überraschend auf die Fahrbahn, heißt es in der Regel voll bremsen sowie Lenkrad festhalten und nicht verreißen. Ein Ausweichen kommt nur dann in Frage, wenn der Fahrer genügend Zeit für eine kontrollierte Reaktion hat und dadurch den Gegenverkehr, folgende Fahrzeuge und sich selbst nicht in Gefahr bringt.

Ausweichmanöver sind auch aus versicherungsrechtlicher Sicht problematisch. Denn wer vor Tieren ausweicht und von der Fahrbahn abkommt, muss um seinen Versicherungsschutz bangen, wenn er den Hergang nicht durch Zeugen oder Tierspuren nachweisen kann. Vor Kleintieren sollte man keinesfalls ausweichen. Zusammenstöße zwischen einem fahrenden Auto und Haarwild sind in der Regel durch die Teilkaskoversicherung abgedeckt. Zu diesen Tieren zählen unter anderem Hirsche, Rehe, Wildschweine und Feldhasen.

War eine Kollision nicht zu vermeiden, kann es für beteiligte Autofahrer und Mitfahrer noch einmal gefährlich werden, wenn sie verletzte Tiere berühren. Ein verletzter Keiler zum Beispiel kann einen Menschen mit seinen Hauern schwer verletzen. Grundsätzlich gilt:

Unfallstelle sichern, ein totes Tier von der Fahrbahn entfernen und die Polizei verständigen. Der Schaden wird von der Versicherung auf Grundlage des Polizeiprotokolls oder einer Wildbescheinigung des Försters reguliert. Die Sachverständigen erinnern daran, dass Haare und Blut wichtige Beweismittel sind, die nicht abgewischt werden dürfen, sondern fotografiert werden sollten.